Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg im Studium. Ganz werden Sie es nicht in der Hand haben, was draus wird, zu sehr wird man Aufgaben vollgemacht, für individuelle Interessen bleibt zuwenig Zeit.
Dann möchte ich O-Checkers Wunsch nachkommen, versuchen, dem Ganzen eine etwas positivere Richtung geben und Alternativen ansprechen, allerdings auch, was dabei rauskam.
„Meine“ Zeit war in den 70/80ern, also schon eine Weile her, der graduierte Ingenieur wich gerade dem Dipl-Ing.(FH).
Zum Maschinenbau kam ich durch ein an sich recht kurzes Ereignis im Alter von 12 Jahren, ich sah ein Meisterwerk ästhetischen Maschnenbaus in Form eines uralten Dieselmotors laufen. Das war Maschinenbau, genau das war es, nur hatte es keine Zeit, da jetzt ewig zuzuwarten, bis das in der Schule drankam, das mußte selbst in die Hand genommen werden.
Eine zweite Initialzündung lieferte Dr. Dr. Jean Pütz mit seiner Sendereihe „Einführung in die Digitaltechnik“, 13 Folgen lang, in einer der letzten wurden Filme von CNC_Maschinen gezeigt. Das hatte mit Elektronik zu tun, soviel war klar.
11 Jahre später hatte ich den Ing. in der Tasche, stand mit dem Zeugnis mit Eins-Komma an einer vierspurigen Straße und guckte reichlich enttäuscht, was ich lernen wollte, hatte ich nicht gelernt, mehr noch, ich hatte keinen Job und auch nichts in Aussicht, nachmittags kurbelte ich meinen ebenfalls nicht gerade neuen Diesel (BJ um 1935) an und sägte Brennholz, ein ganzes Jahr noch.
Andere hatten ihre Jobs, ungeachtet der studentischen Leistung (ich sage absichtlich nicht Noten), ungeachtet des geschafften Examens. In der späteren beruflichen Praxis sind mir mehr Leute begegnet, an den Maschinen, trotz oder gerade wegen eines guten Examens.
Wenn Industrie und Handwerk also das mäßige Bildungsniveau beklagen, dann müssen sie sich schon fragen lassen, warum sie dann dem Vitamin-B die Priorität einräumen, entkräftet ihren Vorwurf also schon selbst.
TZ, in der Mittelschule gab es erstmals das Fach, wir machten Durchdringungen. Mit 15yo kaufte ich aber schon die erste Metalldrehmaschine und fand relativ schnell heraus, daß es eben nicht egal ist, wie man die Maße anträgt und – für mich wichtiger – wie man die Stähle anschleifen mußte, damit gute Oberflächen rauskamen.
Fachoberschule, wieder TZ, wieder Durchdringungen, als ob es nichts anderes gäbe, die Normen konnte der Lehrer zwar selbst, aber ihm fehlte Willen und Fähigkeit, das den Schülern zu vermitteln. An der FH dann die „darstellende Geometrie“, Durchdringungen. Später, im Fach Konstruktion hatten wir Zeichnungen abzuliefern.
Dazwischen waren zwei Praxissemester, beide brachten sehr viel. Das erste – auch da tat ich mich irre schwer, einen Platz zu finden – machte ich in einem kleinen Werkzeugbaubetrieb sehr weit hinten am Ende der Welt, ein Mitarbeiter machte dauerblau, ein anderer stellte mich an eine relativ große Stoßmaschine, Zeichnung dazu, wies darauf hin, daß man die Maschine im Prinzip mit den Hebeln bedienen könne und er in einigen Stunden wiederkäme...
Aber dann kam der uralte Chef, vermittelte einen Crashkurs, Fräserschleifen war ebenso drin wie Gußschweissen mit Nickelelektroden. Und ich konnte fragen, was ich wollte, sonst so jähzornig, schier nicht enden wollende Geduld.
Im zweiten Praxissemster gab es Konstruktion, Prüfstände, 600kW aufwärts. Und die Firma baute die Dinger dann auch noch....
Meinen beruflichen Einstieg fand ich dann – es war wohl eher ein Versehen – in der Mikroelektronik,
Das mit den „richtigen Maschinen“, also den gußeisernen Antiquitäten, auch dafür fand sich noch ein Lehrmeister, ein Finanzbeamter. Es waren immer wieder diese Perlen, die man eben zufällig traf. Keine Noten, kein Lehrplan.
Nun sind wir beim Thema – was kann „man“ tun.
Fangen wir wieder vorne an, etwa zu Zeit von Mechanical-Desktop3 und IV2, hatte ich Jugendliche in der Bude, sie hatten Migrationshintergrund oder Probleme in der Familie (meist Scheidung).
Als Hauptschüler nahmn sie diese jedoch ernst, bemühten sich um passable Zensuren, nachmittags wurden die Hausaufgaben gemacht, hier mußte man häufiger helfen, als Spielekonsolen wurden die Amiga-Computer hoch geschätzt und der unerschöpfliche Vorrat an Joysticks.
Sie probierten alles aus, suchten quasi nach sich selbst. Auch 3d-CAD durfte es sein. Der entscheidende Punkt war für sie, daß sie mit 3d-CAD und CAM um die gefürchtete technische Zeichnung einen Bogen machen konnten, das Modellieren hatten sie sehr schnell intus und auch mit dem CAM kamen sie leidlich zurande, bissen sich durch das Lehrgangsmaterial. Keine Durchdringungen, das machte das CAD schon richtig.
Nur mit AutoCAD war nie ein Staat zu machen, mit den orthogonalen Ansichten manuell projiziert, mit Schnitten.
Es kam Jahre später, was kommen mußte, es endete dort, wo es enden mußte, auch weil ich dieses Skandalverfahren in aller Öffentlichkeit eigentlich sogar haben wollte, ein Münchner Staranwalt mit dazu.
Die aktuelle Situation mit der katholischen Kirche und der Medienberichterstattung hat durchaus auch andere Schattenseiten, kaum jemand wird jetzt noch Jugendlichen die Türe öffnen, er bucht damit garantiert einen Hausbesuch seitens des Trachtenvereins, bleibt ggf. auf Anwaltskosten deutlich über 2000 Euro sitzen, wenn das Verfahren dann eingestellt wird.
Dieser Altersgruppe bleibt also nur das, was die Schulen anbieten, sofern sie angesichtes der Finanzlage noch anbieten können und die Lehrkräfte das Risiko nicht scheuen. Oder man hat Glück und kann zuhause an die interessierenden Sachen. Die Schlußlichter haben eben Pech.
Mein Beitrag zum Bildungssystem ist seitdem aus meiner Sicht ausreichend genau im Einkommenssteuerrecht hinterlegt, ansonsten gibt es keinen einzigen Euro, auch wenn ich selbst das für richtig fände. Der Staat und seine Institutionen sind aus meiner Sicht in der Pflicht, den jungen Leuten brauchbares Wissen zu vermitteln, Begabungen zu erkennen und zu fördern.
Studentenpraktika. Wie oben gesagt, ich hatte Glück. Im Berufsleben kamen Praktikanten zu uns in die Abteilungen, zumeist der Nachwuchs von „ganz oben“, entsprechend arrogant und wehe, man sagte ein falsches Wort, häufig erwies sich das Maschinenbaustudium dann doch als zu anstrengend.
Praktikanten, die interessiert waren, habe ich nicht erlebt, es hätte sie aber sicher gegeben, sie schafften es jedoch nicht, die Praktikumsstellen zu bekommen.
Übrig bleibt die Schnittmenge derer, die interessiert sind und zudem einen passenden Platz bekommen, sie können Nutzen aus der Zeit ziehen.
Auch dieses Thema geht mir also sonstwo vorbei.
Weitere Optionen.
Foren, wie dieses. Hier gab es tatsächlich mal die Tradition, kurze Anleitungen zu verfassen, man nannte sie „Tutorials“. Vor allem als Schreiber profitierte man davon, schonungslos flogen alle Wissenslücken auf, man mußte den Stoff im Regelfall auch dreimal durchackern, um ihn präsentieren zu können. Der Leser erwartet keinen Forenpost („probier das mal, vielleicht geht's“) sondern eine erprobte Anleitung, die ihm Wissen vermittelt, das er abstrahieren und auf seine Problemstellung anwenden kann.
Das Interesse an Tutorials läßt sich an den Leserzahlen erkennen, haben normale Threads meist weniger als 1000 Lesezugriffe, so sind es bei Tutorials um die 10tsd. Die meisten Leute lesen nur, sehr wenige hinterfragen.
Vor allem für den Ingenieursnachwuchs sind also solche Beispiele ein gefundenes Fressen.
Sehen wir uns auch hier die Ergeebnisse an.
Ein bekanntes CNC_Forum verriss mir die Arbeiten dann, indem unter vielen dann ein „haste schön gemacht (nebst zu denkender Ergänzung: „Du selten dämliches Rindvieh“) stand plus Signaturlink, der mit persönlichen Interessen kollidierte, dem Forum aber vermeintlich einen weiteren Heiligenschein einbrachte.
Die logische Konsequenz konnte also nur sein, wenn überhaupt, ein Bild reinzustellen, das zeigte, das Problem ist mit den gegebenen Mitteln lösbar, das Produktimage blieb gewahrt.
Der Tutorialschreiber hat seinen Nutzeffekt größtenteils schon an der Stelle, wo er die Arbeit fertig hat – er braucht sie nicht mehr zur Diskussion stellen, geht allenfalls anderer Lösungsansätze verlustig. Damit kann er leben.
Die Administration jenes Forums versteht nicht, warum seit vielen Monaten es dort keine Tutorials mehr gegeben hat, einige zwar ankündigen und dann doch lieber den kleinen Imageschaden in Kauf nehmen und nichts schreiben.
Natürlich habe ich selbst auf diesen Weiterbildungsfaktor nicht verzichtet, stellte die Sachen aber exakt diagonal gegenüber ebenjener Signaturwerbung ins Netz, wenn schon, dann sollten sie Konkurrenz auf ihrem eigenen Thema haben.
Wir mußten dann in der zweiten Hälfte des letzten Jahres schließen.
Foren würden theoretisch sehr gut die Lücke zwischen Schulbildung/Studium und Praxis schließen können, Rückfragen ermöglichen, die Schnittstelle zu einer größeren Anzahl Praktiker bilden. Wenn man jedoch als Schreiber eines Tutorials das alsbald bereut, läßt man es bleiben.
Volkswirtschaften, die dieses Potential zu nutzen verstehen, sind damit im Vorteil.
Die eigene Internetseite.
Diese bietet gegenüber einem Forum den Vorzug, daß man den Inhalt jederzeit unter Kontrolle hat, ändern und optimieren kann – oder auch löschen. Deutlich schlechter ist der Kontakt zur Leserschaft, man kann im Regelfall nur anhand des Logfiles schauen, wo die Interessensschwerpunkte liegen.
Meine frühere Dampfmaschinenseite schloß im Grunde nur die Lücke zwischen den Zeichnungen in 2d und einer 3d-Ansicht, man sah die Teile und wie sie zusammengehörten. Fast querbeet durch alle Altersgruppen konnten sich die Leute die Teile anhand der 2d-Darstellungen nicht vorstellen.
An anderen Stellen ging es mehr in die Tiefe, Konstruktionsmethoden wurden gegenübergestellt.
Hier spare mich mir die Details, die Seiten wurden seinerzeit dann von mir selbst aus dem Netz genommen, ehemalige Leser, die nach wie vor nach einem Relaunch fragen, bekommen eine Liste von Adressen, wo sie sich beschweren können, u. a. das bayrische Justizministerium.
Bleibt noch Youtube.....
Zusammenfassend kann man also sagen, daß es keineswegs in der Vergangenheit an Initiativen gemangelt hat, nur zuviele Leute das auch bereut haben.
Wenn in Deutschland und insbesondere hier in Bayern das Bildungsnivau – falls dem objektiv so sein sollte – sinkt, dann ist es das Ergebnis einer langfristigen Entwicklung, die keineswegs bereits abgeschlossen ist oder die Richtung geändert hätte. Diese Entwicklung wurde regierungsseitig entweder beabsichtigt (was ich glaube) oder zumindest billigend in Kauf genommen. An den Jugendlichen/Studenten alleine liegt es sicher nicht, sondern zum großen Teil an denen, die unbedingt die Verantwortung tragen wollen und nicht einmal ansatzweise dafür geeigent sind oder eben ihre egoistischen Lobbyinteressen verfolgen.
SIGNO, ich habe es nicht vergessen, O-Checker, aber was bitteschön schlagen Sie vor?
Zur Bank gehen und einen Überweisungsbeleg ausfüllen oder Material bereitstellen?
Jetzt bleibe ich doch tatsächlich die positiven Aspekte oder Vorschläge schuldig.
Nun haben wir noch den Herrn Holzwarth, der feststellt, daß Konstrukteure nicht mehr gebraucht würden. Damit er etwas tun kann, braucht es jemanden, der eine Idee hat und jemanden, der bereit ist, für das Produkt zu bezahlen, dann sitzt der Hr. Holzwarth am CAD und andere fertigen die Teile oder die Produktionseinrichtungen.
In den letzten Jahren fielen viele Produkte weg, der Röhrenmonitor nebst Innenleben wich dem Display. Und – es kam kaum Neues dazu. Ideen – habe ich genug, aber auch hier zu oft bereut, eben nicht das Maul gehalten zu haben.
Und für mich alleine brauche ich viele Dinge nicht. Da es derzeit zuvielen Leuten so geht, entstehen die Löcher in den Märkten. Also gehe ich gelangweilt durch die Elektronikmärkte, ich brauche weder Fotoapparat noch PC noch Drucker. Wozu denn? Mein „PC“ ist ein Atom-Singlecore aus Ebay für 50 Euro und die meisten anderen 1-Euro-Geräte.
Heute habe ich Wickie gefunden, die DVD, dazu braucht's Beamer, Sound und DVD-Laufwerk.
In den 80er Jahren hatten wir noch eine FÜR-Mentalität, Aufbruchsstimmung. Jetzt haben wir eine GEGEN-Mentalität, destruktiv.
Nur wenn Interessen befriedigt werden können, wird auch ein Bedarf entstehen, eine Motivation, sich Sachen und Dienstleistungen kaufen zu können. Und dann wäre es ziemlich schnell auch wieder mit der Freizeit von Hr. Holzwarth vorbei.
Also brauchen wir einen Fonds für notleidende Konstrukteuere oder eine GEZ für Konstrukteure, damit sie nicht notleidend werden? Wovon bezahlen?
Solange ich an der Fräsmaschine genug zu tun habe – ich fühl mich als CNC_Fräser eigentlich ganz wohl – geht mir auch das alles sonstwo vorbei und gucke abends Wickie.
Es reicht nicht, Leute auszubilden, sie brauchen danach auch Jobs und nicht nur Kurzarbeit mit 1 Tag pro Woche in der Firma.
Ideen, genug. Aber umsetzen – macht keinen Sinn. Dann eben LMA und auf Sparflamme dahinvegetieren.
Meine recht frustige Haltung zum Thema ist keineswegs meine Überzeugung, sondern das Ergebnis der Erfahrung. Wenn der Staat, seine Institutionen und Mitarbeiter das Thema Bildung eben monopolistisch handhaben wollen, bitteschön, dann will ich aber auch Qualität sehen.
Selbst wenn sich morgen die Situation um 180Grad drehen würde, man also wieder „dürfte“, dann würde ich mein aktuelles, sehr ablehnendes, Verhalten auch nicht mehr ändern, weil mir schlicht das Vertrauen fehlt.
Sie, O-checker, sind grade auf dem besten Wege, ins offene Haifischmaul hineinzumarschieren, er wird zubeissen, darauf können Sie sich verlassen. Ich war schon drin und habe festgestellt, daß der Haifisch ziemlichen Mundgeruch hat.
Im Grunde bin ich voll Ihrer Meinung, man sollte seinen Beitrag leisten, die Erfahrung aber zeigt, daß man es eben besser doch bei der Einkommenssteuer beläßt.
Sollte mein Chef einen TZler suchen, gibt's Zeitung oder Stellenbörsen. Ich hab die Zulassung noch und auch die Utensilien. Als schöne Erinnerungstücke.
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