Ich denke es ist notwendig, dass ich meine Position erkläre, aus der heraus ich mich zu so einem Thema äußere.
Ich bin Rentner und könnte mich prinzipiell auf die faule Haut legen und die letzte Zeit an mir vorbei streichen lassen. Ich persönlich benötige kein neues oder geändertes CAD.
Vor etwa 25 Jahren bekam ich die Gelegenheit nach mehrjähriger Arbeitslosenzeit, bedingt durch den wirtschaftlichen Umbruch nach dem Mauerfall, über ein Praktikum in einem kleinen Betrieb Fuß zu fassen. Ich besaß eine ganz spezielle Begabung, die mir dabei half einen tollen Weg zu finden. Zu der Zeit begann die Computeranwendung ihren Siegeszug und ich besaß ein ausgeprägtes Interesse, mich damals sehr intensiv damit zu beschäftigen. Dadurch konnte ich den Mitarbeitern dieser Firma zeigen, dass man den Computer nicht nur als Schreibmaschine benutzen, sondern mit der Tabellenkalkulation komplette Abläufe in der Massenerfassung automatisieren kann. Das kannte von denen keiner. Das war der Grund, dass ich von da an wieder einen Arbeitsplatz hatte. Danach wollte mein Chef, dass ich auch zeichne, weil ich auf Anhieb so tolle Handskizze, vor Ort freihändig aus dem Stand, erstellen konnte. Die Zeichner hatten zu der Zeit alle noch am Zeichenbrett gestanden.
Ich bekam die Gelegenheit, mich bei einem benachbarten Zeichenbüro nach deren Hard- und Software zu erkunden. Sie benutzten eine leicht zu bedienende CAD-LT-Version. Für mich ein sehr wichtiger Schwerpunkt, die leichte Bedienbarkeit. Eine Computeranwendung sollte immer sehr leicht und intuitiv zu bedienen sein. Da diese Version auch sehr kostengünstig war, bekam ich den Auftrag, sie für die Firma zu kaufen. Ich hatte auch hier das Glück, dass ich, ohne einen Lehrgang besucht zu haben, innerhalb einer Woche mit dieser CAD-Software die erste Zeichnung fertig gestellt hatte. Die Baugruppen, die der CAD-Hersteller mitgeliefert hatte, entsprachen nicht meinen Vorstellungen und ich fertigte von da an mit jeder Zeichnung, in der neue Elemente benötigt wurden, neue Baugruppen. Bald konnte ich mit diesem CAD-System die benötigten Zeichnungen schneller und sauberer erstellen, als die Kollegen und Kolleginnen am Zeichenbrett.
Etwa nach fünf Jahren ging die Firma in Konkurs, weil sie sich mit einem neuen Standbein übernommen hatte. Durch meine bisherige innovative Tätigkeit wurde ich auf meinem Aufgabengebiet so bekannt, dass ich mich relativ kurz danach selbstständig machen konnte. Von dem Konkursverwalter kaufte ich die CAD-Hard- und Software ab. Das war etwa vor 19 Jahren. Bald danach meldete ich mich bei dem CAD-Hersteller als Besitzer der LT-Lizenz und kaufte mir eine 2D-Vollversion.
Diese benutzte CAD-Software war für den Maschinenbau ausgelegt. All ihre Funktionen, die es damals bereits gab reichten prinzipiell dafür aus, meine Zeichnungen zu erstellen. Ich denke auch mit meiner Meinung nicht allein da zu stehen, wenn ich behaupte, dass es vielen Zeichnern so geht, die ihre Zeichnungen als Ausdruck auf dem Papier verkaufen. Dass es in der Regel relativ einfache Zeichnungen sind, die für Abrechnungszwecke oder als Bestandsplan für spätere Orientierungen und Übersichten benötigt werden. Das sind Zeichnungen die in den meisten Fällen immer sehr übersichtlich sein müssen, weil sie nur immer eine bestimmte Sache darstellen.
In meinen Fällen sind es Rohrleitungen, nur für die Wärmeversorgung. Keine elektrischen Versorgungsleitungen, keine Wasserleitungen, keine Feuerlöschleitungen. Vom Grundriss wird immer nur der Teil dargestellt, in dessen Räumen diese Leitungen verlegt sind. Es sind keine Planungszeichnungen, die den Leitungsverlauf auf Kollision mit anderen Leitungen prüfen und zeigen. Andere Gewerke, wie Sanitär oder Elektroversorgung, werden nur ihren Teil darstellen. Und diese Darstellung erfolgt immer für die Betrachtung auf dem Papier.
Ein Ausdruck von vollfarbigen Rohrleitungen auf dem Papier belastet einerseits den Geldbeutel und ist nicht gut für die Umwelt. Das ist keine wegweisende Endwicklung im CAD, da diese Leitungen bereits vorher ausreichend nur mit einzelnen Linien ausgewiesen wurden.
Daraus ergibt sich für die CAD-Hersteller eigentlich nur eine Aufgabe abzuleiten. All diese Gewerke sollten die Möglichkeit bekommen, ihre Zeichnungen untereinander austauschen zu können.
In den vergangenen Jahren hatte ich gehofft, dass sich CAD-Hersteller selbst besinnen und sich auf ihre Kundenwünsche einstellen. Aber weit gefehlt. Sie zeigten vielmehr, dass sie für eigene neue Ideen unfähig waren. Sie stagnierten nach anfänglichen eigenen erfolgreichen Entwicklungen und begannen alles was andere Hersteller als neu anpriesen, nach zu machen, egal ob es wirklich einen Nutzen für ihre Anwender hat.
Einige Anwender bemerkten bald, dass sie mit den jährlichen Neuerungen eigentlich nur verarscht wurden. Der Aufwand, ein sogenanntes Update mit Neuerungen zu installieren brachte für einige Anwender nur zusätzlichen Stress mit sich, weil bei den Neuerungen auch bestehende alte Funktionen schlechter verbessert wurden.
So etwas war mir bereits seit 2002 aufgefallen. Die Version 2004 ließ ich dann als Basisversion unverändert auf meinem Arbeits-Computer. Ich kaufte mir noch die Updates von 2005 und 2006, aber feuerte diese anschließend in die Schrott-Ecke und installierte mir wieder die Version von 2004, mit der ich noch heute unter XP arbeite. Ich verzichte gerne auf die Neuerungen, wenn ich mir dafür immer wieder ein neues Handling angewöhnen muss. Am meisten hatte es mich gestört, dass mir der CAD-Hersteller immer wieder ein Grundmenü vorsetzte, das ich nach jedem jährlichen Update nach meinen Bedürfnissen immer wieder aufwändig neu herrichten musste.
Ich hatte bereits damals meinen CAD-Computer so optimal eingerichtet, dass ich jede irgendwann einmal benötigte Funktion sofort anklicken kann. Außer diesen Funktionen benötige ich für meine Arbeit keine anderen. Wenn es an diesen ungenutzten Funktionen Verbesserungen gibt, möchte ich die nicht unbedingt kaufen müssen.
Aus den Diskusionen im CAD-Forum konnte man erkennen, dass der CAD-Hersteller durch die abstandnehmende Reaktion der Kunden, teilweise beleidigt reagierte. Das möchte ich aber nicht weiter kommentieren.
Wegen der aktuellen politischen Entwicklungen, die mir eine Benutzung von Windows in Frage stellen, hatte ich begonnen, mich nach einem anderen CAD-System um zu schauen. Mein Auftraggeber, für den ich den Lehrling ausbilde, der einmal meine Arbeit für ihn weiter führen soll, kann sich selbst auch nicht entschließen. Mir sollte es eigentlich egal sein.
Ich bin nur unzufrieden mit der bisherigen Entwicklung im CAD, dass man überhaupt versucht mit so viel Blödsinn im technischen Bereich Geld verdienen zu wollen. Computer sind eigentlich dazu da den Menschen die Arbeit zu erleichtern oder zu automatisieren.
Jetzt werden die CAD-Systeme als teure 3-D-Malprogramme verkauft, mit viel Schnickschnack. Manch Einer benötigt nur Schnick, der Andere Schnack, ein Anderer nur eine kostengünstige Basis, auf der er eigene, seinen Ansprüchen entsprechende teilweise Automatisierung seiner Zeichnungen ermöglichen kann. Ein Anderer möchte einfach nur seine erstellte Zeichnung in mehreren Ansichten, teilweise als Isometrie, ohne viel Aufwand auf Papier bringen und ausdrucken.
Ich habe noch etwas Zeit mich auf der Welt danach um zu schauen.
Schöne Grüße von giman
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