Auch ich habe den IP-Anschluss. Eine Geschichte in mehreren Akten.
1. Bei mir stehen noch Holzmasten, ich wohne weitab der Zivilisation. Das Fiasko beginnt, als eine Firma kommt und diese erneuern soll. Offensichtlich hat man aber andere morsche Masten von woanders bei mir eingesetzt, denn schon wenige Jahre später bei der Kontrolle treffe ich den Telekom-Mitarbeiter, wie er grade alle Masten für erneuerungsbedürft eingestuft und markiert hat. Er meint, die seien vier Jahre alt, es waren aber nur drei Jahre, so daß wir zum Schluß kommen, daß da wohl eine wenig legale Umtauschaktion stattgefunden hatte. Fakt ist, danach spinnt die Leitung, immer wieder Verbindungsabbrüche beim DSL. Da das Telefon noch geht, ruft man zigmal die Hotline an, die die "Leitung neu startet".
2. Der Service prüft die Leitung, alles in bester Ordnung, aber mein Router sei zu alt, man möge sich einen Speedport W723V kaufen, das Modell B solle es sein. Man kauft, ein Sonderangebot ist es nicht. Aber er funktioniert.
3. Wenige Wochen später ein Brief, meine Leitung könne mehr als DSL1000, mit DSL-RAM könne man in den Genuss kommen. Der Brief landet im Holzofen.
4. Anruf von einem Callcenter, wir hier sind jetzt dran mit der IP-Umstellung, wer die Technik wie ich schon habe, könne gleich. Es würde fünf Euro im Monat billiger und das Internet wegen der dann benutzten 4 Adern doppelt so schnell. Also sage ich zu, ist ja egal, ob ein paar Monate früher oder später. Da ich meine ISDN-Installation weiterbenutzen wollte, bekam ich für 80 Euro noch ein Zusatzkästchen, das aus Netzwerk lokales ISDN macht.
5. Umstellung auf den Tag genau, altes analoges Telefon tot, Internet mehr als doppelt so schnell, sagenhafte 2500 kBit/Sekunde. Und stabil. Ein paar Tage später rüste ich am Wochenende um, Splitter raus, das Kästchen für 80 Euro ist nicht vertrauenserweckend, ich beschließe, das Telefon gleich an den Router zu hängen, dazu sind die Buchsen hinten ja da. Aber es geht nur, wenn ich das Telefon direkt dranhänge, über die Leitung in der Wand funktioniert es nicht mehr. Also landet die Basisstation des neuen Mobiltelefons (Gigaset) oben im Dachboden, auf Ebay finden sich zwei weitere Mobilstationen, so daß die Basis auf dem Dachboden bleiben kann.
6. Aber nicht lange währt die Freude. Dann sinkt die Übertragungsrate erst auf 1300 kBit/sec und inzwischen ist man unter 750. Die Telekom sagt, alles in bester Ordnung, zugesichert im Kleingedruckten sind 384. Was wolle man mehr. Gekauft ist DSL6000.
7. Bald sind auch die Verbindungsabbrüche wieder da, der Router meldet "Kein DSL verfügbar". Jetzt kann man aber auch nicht mehr die Hotline mit dem Telefon anrufen, weil das mangels Internet auch nicht mehr geht. Was, wenn man einen Notdienst braucht? Also muß ein Prepaid-Handy her.
8. Immer wieder wird man jetzt persönlich im T-Punkt vorstellig, die netten und reichlich hilflosen Damen rufen dann den Service an, der "prüft" dann und startet die Leitung neu. Nur einmal meint einer, er müsse vor Ort nachsehen, mehr als einen Anfruf auf dem Anrufbeantworter finde ich nicht vor, daß jetzt alles in Ordnung sei. War es natürlich nicht.
9. Zu Zeiten, wo man noch 1300 kBit/sec hatte, kam ein Brief von der Gemeinde, wenn ich (mit Gewerbe) noch mitmachen würde, könnten wir eine der Regionen werden, die Glasfaser kriegt. Logo mach ich mit. Dann hört man lange nichts mehr.
10. Dann, überraschend, eine recht höfliche Dame will zu Besuch kommen, es gehe um die Formalitäten zum FTTH-Anschluss. (FTTH = Fibre to the Home, also bis ins Haus). Am Tag drauf liest man sich noch schnell im Job ein wenig schlau, will ja keinen Betrügern aufsitzen. Scheint seine Richtigkeit zu haben. Dame kommt, aber sie dämpft die Hoffnungen, daß es nur ein Vierteljahr würde, mit einem Jahr sollte man schon rechnen, das wäre also irgendwo Ende November.
11. Einige Wochen später kommt die Auftragsbestätigung, das war das Letzte, was zum Thema bis heute kam. Im Netz fanden sich noch ein paar Infos, interessant ist, daß hier von "mindestens 30MBit/sec" gesprochen wird, Glasfaser kann normalerweise mehr. Wegen der Bauarbeiten, die sich dann ja auf den ganzen Ort erstrecken, fehlt mir etwas der Glaube, daß das heuer noch was wird. Aber immerhin, mein Anwesen ist im Plan jetzt auch farblich markiert.
12. Mit den 750 kBit/sec kann man das Telefon komplett vergessen, es knackst laut, man versteht nur mühsam, weil die Pakete nicht rechtzeitig ankommen, angeblich gebe es Probleme mit irgendwelchen Puffern.
13. In der letzten Woche gab es zwei Totalausfälle, wo also bis in die Nacht "kein DSL verfügbar" war. Da es am nächsten Morgen - wenn man es nicht mehr braucht - wieder da ist, nutzt es auch nichts, sich wieder in die Schlange im T-Punkt zu stellen, der eigentlich verkaufen soll, aber eher zur Störungsannahmestelle wurde. Öfter rufen die Damen den Service nicht mehr an, sondern sagen, daß es mehrere Haushalte erwischt ahbe und die vor mir da waren.
Das heisst, auch bei mir ging es anfangs gut, dann aber buchte ich halt doch kein Entertain zu oder habe zufällig nicht das nötige Parteibuch. Bei der Telekom bemühen sich die Unteren, noch zu retten, was sie retten können, während die Oberen wohl zu abgehoben sind, irgendwelche Konzepte haben und nicht raffen, daß sie dazu auch die Infrastruktur brauchen, man schöne Statistiken und Powerpoint-Folien präsentieren will. Hier wurde sicher viel kaputtgespart und hier draussen finden die Telekomler sicher selbst auch kaum Gehör, bekommen ihren Druck von oben.
Aus meiner Sicht ist nicht nur die Technik veraltet, sondern auch die 'Technik bei der Telekom überfordert, wobei man mit der IP-Telefonie das Ganze noch verschärfte, indem man eine Technik aufzwang, die man noch nicht im Griff hat.
Man wird sehen, ob es mit Glasfaser besser wird, langsam fehlt mir der Glaube. Wäre schön, wenn ich mich irre.
Für mich heisst das, vor allem wegen der vielen Totalausfälle, daß ich mir einen alternativen Anschluß als Reserve zulegen muß, der mit einer von der Telekom unabhängigen Technik arbeitet.
------------------
-
Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP