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Thema: Woher kommt genau der Wert 27 J Kerbschlagarbeit (15674 mal gelesen)
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MazzeBrown Mitglied Dipl. Ing. (FH) Maschinenbau, SFI
Beiträge: 30 Registriert: 08.12.2006 System: Intel Core 2 Duo 3GHz 3,3GB RAM ATI FireGL V5600<P>OSD 2007-15.5D
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erstellt am: 29. Feb. 2012 02:02 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Servus Leute, mal wieder eine ganz tolle Fragestellung. Bei uns wird schon längers diskutiert, wie hoch denn nun die erforderliche Kerbschlagarbeit bei unserer niedrigsten Einsatztemperatur sein muss. Tatsache ist, dass die niedrigste Angabe von Kerbschlagarbeit in den gängigen Normen unabhängig von dem Stahl eigentlich immer 27 J ist. Woher kommen genau die 27 J? Was ist, wenn es nur 23 J sind? Also es geht darum rauszufinden, wie der Wert 27 J in die Normen reingekommen ist und was genau die 27 J bedeuten. Wenn es eine pure Festlegung auf der Grundlage von nichts ist, dann ist das Beharren auf diesem Wert meiner Ansicht nach durch Normen gestützt, aber eigentlich sinnlos. Wenn es eine schlüssige Erklärung für die 27 J gibt (evtl. eine bestimmte Prozentanteil von Scherbruch auf der Bruchfläche o.Ä.) dann lasst es mich wissen. Oder kommen die 27 J sogar aus einer ganz anderen Richtung, dass es z.B. ab 27 J nicht mehr garantiert werden kann, dass das Bauteil spröde bricht? Wäre um saubere Antworten mit Quellenangabe, bzw. Literatur-Verweise dankbar! Greets, Mazze Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
MazzeBrown Mitglied Dipl. Ing. (FH) Maschinenbau, SFI
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erstellt am: 13. Mrz. 2012 12:28 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Servus Leute, hat denn niemand eine Antwort am Start? Vielleicht grübelt ihr nochmal ein bisschen oder fragt mal Bekannte aus MPA's, SLVen und sonstigen Prüflaboren??!! Ich habe alle meine Möglichkeiten schon ausgeschöpft, keine Antworten... Greets, Mazze Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Doc Snyder Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Dr.-Ing. Maschinenbau, Entwicklung & Konstruktion von Spezialmaschinen
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erstellt am: 13. Mrz. 2012 20:46 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für MazzeBrown
Zitat: Original erstellt von MazzeBrown: ..., dass es z.B. ab 27 J nicht mehr garantiert werden kann, dass das Bauteil spröde bricht?
Was die Kerbschlagarbeit bedeutet, weißt Du aber schon, oder? ------------------ Roli www.Das-Entwicklungsbuero.de [Diese Nachricht wurde höchstwahrscheinlich nach ihrer Erstellung von Doc Snyder noch ein Mal editiert.] Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
MazzeBrown Mitglied Dipl. Ing. (FH) Maschinenbau, SFI
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erstellt am: 13. Mrz. 2012 22:55 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Ja witzige Vorstellung, gell?! Kommt von der Sage, dass 27Joule bei Prüftemperatur mal als der Höchstwert für Stahl für Granaten definiert worden sein soll, da bei mehr Zähigkeit keine mehrteilige Zerlegung mehr garantiert sein soll. Ist mir vom Chef des Werkstoff-Entwicklungszentrums eines großen deutschen Rohrherstellers mal als Vermutung mitgeteilt worden. Wenn das so wahr ist, dann ist dieser Höchstwert in unsere Normen als Mindest-Wert reingewandert... Wie gesagt, ich weiß sehr wohl was Kerbschlagarbeit ist, das war auch nicht die Frage, sondern es geht um die Herkunft des Wertes 27Joule. Siehe oben! Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Boris-a Mitglied Produktentwicklung
Beiträge: 281 Registriert: 16.02.2011 Intel(R) Xeon(R) CPU X5677 @ 3.47GHz NVIDIA Quadro 4000 24,0 GB RAM<P>WIN7 Pro 64 Bit Ansys WB 14 Autodesk Simulation Mechanical 2013 R-Stab 7 AutoCAD 2012 Inventor 2012
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erstellt am: 21. Mrz. 2012 12:45 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für MazzeBrown
Also die logische Erklärung wäre ja, dass ein Wert unterhalb der Mindestzähigkeit zu einem spröden Werkstoffverhalten führt. Ich würde einmal vermuten, dass unterhalb dieses Wertes die Bruchdehnung des Materials nicht mehr mit dem 95% Quantil erreicht wird. Gruß Boris ------------------ When the going gets tough, the tough gets going... Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Boris-a Mitglied Produktentwicklung
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erstellt am: 09. Mai. 2012 14:30 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für MazzeBrown
Bei gesteigertem Interesse: In der Zeitschrift Stahlbau - März 2012 ist hier ein vielleicht interessanter Artikel mit Bezug auf dünnwandige Profile. Gruß Boris ------------------ When the going gets tough, the tough gets going... Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
MazzeBrown Mitglied Dipl. Ing. (FH) Maschinenbau, SFI
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erstellt am: 30. Mai. 2012 23:04 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Hallo Boris, danke für deine Antworten und auch für den Link. Leider konnte ich bisher noch niemand bei mir in der Firma ausfindig machen, der diese Zeitschrift abonniert hat. Kaufen will ich sie mir nicht. Nachdem ich mehrere hohe Herren konsultiert habe (MPA Stuttgart, IIW-RiLi-Autor, Steinbeis-Transfer-Zentrums-Leiter usw) und vom VDMA weder die Ergebnisse noch die Untersuchung bezüglich der Kerbschlagarbeit von Zylinderrohren mit dem Rohrhersteller von dem ich in einem der obigen Beiträge schon geschrieben habe, bekommen habe kann ich den Tenor nur so zusammenfassen: Keiner hat eine Ahnung, wie der Wert tatsächlich zustande gekommen ist. Vermutungen sagen, dass die Amis Untersuchungen angestellt haben, deswegen der krumme Wert. Wie schon bekannt, liegt der Wert im unteren Bereich des Steilabfalls der Kerbschlagarbeits-Temperatur-Kurve. Jeder weiß, dass ein Werkstoff, der eine höhere Kerbschlagarbeit hat als ein anderer duktiler und zäher ist der andere- ach was, wer hätte es gedacht. In den Normen ist dieser Wert 27J zu finden, nirgends ein Verweis auf die Herkunft, genauso wenig ein Hinweis was ist, wenn der Wert geringfügig geringer ist. Man kann es sich tatsächlich selber raussuchen. Besser wäre eigentlich, einen Werkstoff der zäh bzw. spröde bricht über das Betrachten der Bruchfläche (Anteil kristallin usw.) bei Prüftemperatur zu qualifizieren. Das wäre wenigstens nachvollziehbar. Ja, schade, dass man dem Ursprung nicht auf die Spur kommt. Falls doch noch jmd. was weiß- ich bin nach wie vor brennend dran interessiert! Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Doc Snyder Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Dr.-Ing. Maschinenbau, Entwicklung & Konstruktion von Spezialmaschinen
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erstellt am: 30. Mai. 2012 23:33 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für MazzeBrown
Zitat: Original erstellt von MazzeBrown: Ja, schade, dass man dem Ursprung nicht auf die Spur kommt.
Apropos Spur: Du kennst die Geschichte von der Eisenbahn und den römischen Pferdeärschen? ------------------ Roli www.Das-Entwicklungsbuero.de [Diese Nachricht wurde höchstwahrscheinlich nach ihrer Erstellung von Doc Snyder noch ein Mal editiert.] Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Boris-a Mitglied Produktentwicklung
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erstellt am: 31. Mai. 2012 14:24 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für MazzeBrown
Hi Mazze, Ich habe mir einmal die Mühe gemacht und die letzte Seite von dem Artikel gescannt (ich hoffe mal, das eine Auszugsweise Veröffentlichung legal ist...) Eventuell findest du ja in der Literaturliste (vermutlich am ehesten [2]) etwas was dir weiterhilft Gruß und viel Erfolg boris ------------------ When the going gets tough, the tough gets going... Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
DasB Mitglied Student
Beiträge: 27 Registriert: 24.04.2006
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erstellt am: 01. Jun. 2012 11:34 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für MazzeBrown
Der 27 J-Wert kommt aus der Zeit des 2. Weltkriegs, abgeleitet aus den Untersuchungen der Schäden, die an den Liberty-Ships (mehr als 1000 Schiffe versagten spröde) aufgetreten sind. Dies führte zur Entwicklung des Konzeptes mit "Übergangstemperaturen". Es wurde herausgefunden, dass Schäden (Bruchinitiierung) an Stahlbauteilen aufgetreten sind mit einer Kerbschlagzähigkeit kleiner 13,6 Joule . Dahingegen kam es zu keinen weiteren Schäden bei den Schiffe, die an den enstprechenden Bauteilen Kerbschlagarbeiten größer als 27,1 J aufwiesen. Daher der Wert. Dies ist im übrigen nachzulesen bei Kim Wallin "Fracture Toughness of Engineering Materials" @ Boris-a: Nein, auch die auszugsweise Veröffentlichung des Artikels ist nicht legal... Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
holligo Mitglied MB-Konstr.
Beiträge: 652 Registriert: 25.04.2003 - ohne CAD - zuvor Creo2 mit SUT2013
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erstellt am: 01. Jun. 2012 12:22 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für MazzeBrown
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CADmium Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Maschinenbaukonstrukteur
Beiträge: 13508 Registriert: 30.11.2003 Hinweis: Meine Mitarbeit auf CAD.DE ist fakultativ, unentgeltlich und beruht nur auf einem ausgeprägtem Helfersyndrom.
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erstellt am: 01. Jun. 2012 12:25 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für MazzeBrown
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holligo Mitglied MB-Konstr.
Beiträge: 652 Registriert: 25.04.2003
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erstellt am: 01. Jun. 2012 13:58 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für MazzeBrown
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MazzeBrown Mitglied Dipl. Ing. (FH) Maschinenbau, SFI
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erstellt am: 08. Jun. 2012 15:55 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Hi Boris, vielen Dank für den Auszug, wodurch ich die ganzen Quellen ersehen konnte! Echt cool! Jedenfalls hab ich mal vom Sedlacek das Hintergrundpapier zur DASt009 gelesen. Von daher könnte die 2.te Literaturangabe tatsächlich was sein! Aber auch der von DasB genannte Kim Wallin steht da drin, den werd ich mir zu Gemüte führen. Greets, Mazze Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
MazzeBrown Mitglied Dipl. Ing. (FH) Maschinenbau, SFI
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erstellt am: 08. Jun. 2012 16:10 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Servus DasB, neben dem von Boris genannten Sedlacek-Artikel wollte ich mir jetz auch das von dir genannte Buch näher anschauen. Die Liberty-Schiffe werden ja immer als das Sprödbruch-Beispiel schlechthin genannt. Die Ergebnisse der Untersuchung und der daraus resultierende Zusammenhang mit dem 27J-Wert war aber bisher eher vermutet als, wie du schon explizit beschreibst, Tatsache. Blöd ist, dass man das Buch grad niergends in den Online-Buchläden kaufen kann. Jetzt gibt es per Fernleihe das Buch mit dem genannten Titel, nur mit der Erweiterung: "...Materials: Estimation and Application. Das wird ja schon das Richtige sein, oder?! Jedenfalls ist das jetzt echt mal ein ziemlich konkreter und belastbarer Hinweis. Danke dafür! Am freshesten wärs, wenn ich den betreffenden Abschnitt irgendwie sehen könnte...
Greets, Mazze Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
MazzeBrown Mitglied Dipl. Ing. (FH) Maschinenbau, SFI
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erstellt am: 13. Jun. 2012 11:59 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Hallo DasB, danke für den Hinweis mit dem Buch. Leider gibt es das weder im Buchladen noch per Fernleihe wie ich jetzt festgestellt habe. Kannst Du mir sagen, wie Du an das Buch rangekommen bist? Danke! Greets, Mazze Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |