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Thema: Unterschied zwischen Frästeil und Spritzteil bei Kunststoff (2075 mal gelesen)
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neo14515x Mitglied Student, Nebenjob: Konstruktion im Sondermaschinenbau
Beiträge: 24 Registriert: 02.02.2005 SWX 2005 man höre und staune auf einem Toshiba Sattelite S2410-404 und es funktioniert ohne Probleme :-)
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erstellt am: 01. Aug. 2007 15:58 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Hallo miteinander, ich hätte eine kurze Frage an die Kunststoffexperten hier. Mittels Suche hier im Forum oder auf google.de habe ich leider keine Antwort gefunden. Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen einem gefrästen Kunststoffteil und einem gespritzten? (Kunststoff ist z.B. POM) Als kleines Beispiel: Ich habe zwei Würfel (Kantenlänge 20mm) und dazwischen ist ein Steg mit der Dicke von 1mm und der Länge von 4mm, damit sich die beiden Würfel zueinander verbiegen können. Ist es hierbei nun egal ob ich das Teil aus einem Klotz fräsen lasse oder das Teil gespritzt wird? In Anbetracht auf die flexibilität des Steges usw? (Fräs- und Spritzteil sehen absolut identisch aus) Und noch eine kurze Frage. Gibt es bei Kunststoffen (z.B. POM) eine Fließrichtung (zur Vorstellung wie die Holzmaserung), wodurch es nicht egal wird in welche Richtung man fräst? Wurde mir letzten erzählt, was ich aber nicht so recht glauben kann. Für eine Antwort bin ich sehr dankbar. Gruß Neo ------------------ Probleme sind da um gelöst zu werden! :-) Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Jonischkeit Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Freiberuflicher Ingenieurdienstleister (CSWP)
Beiträge: 2624 Registriert: 29.07.2003
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erstellt am: 01. Aug. 2007 16:20 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für neo14515x
Hallo Neo, das kommt drauf an.... Bei gespritzen Kunststoff hast du dein Fließrichtungen in der sich die Zuschlagstoffe wie Glasfasern etc. orientieren. Dazu kommt, daß die Übergänge von dick auf dünn in der Form in der Regel ausgerundet sind, die Frästeile sind doch eher scharfkantig. Spritzteile können Bindenähte, Lufteinschlüsse etc aufweisen, Frästeile nicht. Dazu kommt, daß POM und POM noch lange nicht dasselbe sind. Ich habe Belastungstests an Griffen gemacht, mal 100% Material, mal 98% Material und 2%Farbe, die speziell für dieses Grundmaterial vorgesehen war. Der Unterschied in der Bruchfestigkeit war gleich bei 15%. Kurz gesagt: für 97% aller Fälle ist gefräst / gespritzt gleichwertig, für die 3% Grenzfälle muß man die Herstellung unterscheiden, oder besser mehr Sicherheit einplanen. HTH Michael kleiner Schreibfehleredit... [Diese Nachricht wurde von Jonischkeit am 01. Aug. 2007 editiert.] Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
neo14515x Mitglied Student, Nebenjob: Konstruktion im Sondermaschinenbau
Beiträge: 24 Registriert: 02.02.2005 SWX 2005 man höre und staune auf einem Toshiba Sattelite S2410-404 und es funktioniert ohne Probleme :-)
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erstellt am: 01. Aug. 2007 16:38 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Hallo Michael, super! Vielen Dank, dass hat mir schon um einiges weitergeholfen. In meiner Überlegung geh ich von absolut identischen Teilen aus. Also wo bei Spritzteil eine Rundung da auch bei Frästeil eine Rundung. Trotzdem dass mit den 97% ist super. Zuschlagstoffe werden erstmal nicht berücksichtigt, genausowenig wie Farbe oder sonstiges. Reines POM. Meine Überlegung ging eher in die Richtung, dass bei Fräsen evtl. Spannungen auftreten, die bei Spritzen nicht auftreten. Und das mit der Fräsrichtung bei einem rohen POM Klotz kann ich wohl auch abhaken?!? Liebe Grüße Neo ------------------ Probleme sind da um gelöst zu werden! :-) Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Gerhard Deeg Ehrenmitglied V.I.P. h.c. i.R. Konstrukteur aus Leidenschaft
Beiträge: 2643 Registriert: 17.12.2000 CREO - OSD - OSM HP XW4400 - XW4600 Dell Inspiron 17E NVIDIA QUADRO FX1500 NVIDIA Quadro FX1800 HP Mini 210 2002sg WIN 7 Ultimate 32/64
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erstellt am: 01. Aug. 2007 19:38 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für neo14515x
Hallo Neo, Michael hat eigentlich schon gesagt wos drauf ankommt. Doch noch zur Vervollständigung. Du musst Dir den Kunststoff als Molekularkette vorstellen, wo lauter Kugeln aneinander gereiht kleben. Diese Kugeln sind so klein, dass es ein ganz tolles homogenes Gefüge ist wenn es gespritzt ist. Nun kommst Du mit Deinem Fräser und fräst die kleinen Kugeln mal an oder vielleicht auch halb weg oder auch mehr. Jetzt haben diese Kugeln oder auch Segmente nicht mehr den richtigen halt zueinander. Was passiert, das Gefüge hat natürlich nicht mehr so viel halt als wenn das Teil so wie Du es benötigst, gespritzt ist. Ich hoffe, ich habe es einigermassen erklären können. Jetzt wieder Gruß aus Berlin Gerhard ------------------ Das Rentnerleben hat auch so seine Tücken! Hund Gassi führen, danach ist der Haushalt dran. Und ab und zu mal an den Rechner! :-) Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
neo14515x Mitglied Student, Nebenjob: Konstruktion im Sondermaschinenbau
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erstellt am: 02. Aug. 2007 08:14 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Hallo Gerhard, danke für deine Antwort. Jetzt kommen wir der Sache langsam nahe. Meine Überlegungen gehen auch dahin, dass ich durch Fräsen das gefüge zerstöre, was bei Spritzen ja eigentlich nicht passiert. Nur damit keine Missverständnisse auftreten: Ich möchte nicht das gespritzte Teil überfräsen sonder ein Teil aus einem ganzen Klotz fräsen und ein Teil spritzen. Wo ich eben noch nicht ganz sicher bin oder war, ist in wie weit ich beim Fräsen das Gefüge zerstöre. Evtl. ein einfacheres Beispiel: Ich stelle einen Balken (den allzeit bewährten Biegebalken) aus POM her. Maße: B=10mm H=2mm L=100mm Einmal fräse ich den Balken aus einem großen Klotz und einmal spritz ich den Balken. Sind diese Balken beide gleich biegsam oder bricht der gefräste eher? (Eben weger Zerstörung des Gefüges durch fräsen an der Balkenoberfläche) Gruß Neo ------------------ Probleme sind da um gelöst zu werden! :-) Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
N.Lesch Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Dipl. Ing.
Beiträge: 5089 Registriert: 05.12.2005 WF 4
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erstellt am: 02. Aug. 2007 09:10 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für neo14515x
Hallo Neo, was hast Du denn vor. Treibst Du wissenschaftliche Untersuchungen ? Dann sollte man der Sache schon etwas auf den Grund gehen. POM ist hochkristallin, da sollte der Unterschied zwischen fräsen und spritzen gering sein. Wie oben schon genannt wurde. Der Kristallisationsgrad läßt sich ganz einfach über die Dichte feststellen. Mußt Du aber genau machen. Größer wären die Unterschiede bei amorphen Kunstoffen wie PS oder PC. Das kannst Du bei jedem Jogurtbecher feststellen. Zerdrücke mal einen aus PS oder PE und dann einen gespritzen aus PP ( ebenfalls hochkristallin ). Der aus PP zerspringt nicht so schnell. Es gehen auch andere Verpackungen. Die Gespritzten erkennt man an dem Anspritzpunkt unten am Boden. Die Meisten sind aber thermogeformt und ohne Anspritzpunkt. ------------------ Klaus Solid Edge V 18 SP6 Acad LT 2000 Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
neo14515x Mitglied Student, Nebenjob: Konstruktion im Sondermaschinenbau
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erstellt am: 02. Aug. 2007 10:03 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Hallo, nein ich möchte keine Untersuchungen betreiben. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob ich ein Frästeil als vergleichbares Muster hernehmen kann, bevor die Spritzform erstellt wird. Ich möchte gewisse Wandstärkern, Stegdicken etc. schonmal vorab prüfen. Wenn das ganze recht identisch, auch von den Belastbarkeite ist, kann ich mir schnell ein Teil fräsen lassen und hab schonmal was in der Hand. Um das geht es eigentlich nur. Gruß Neo ------------------ Probleme sind da um gelöst zu werden! :-) Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Gerhard Deeg Ehrenmitglied V.I.P. h.c. i.R. Konstrukteur aus Leidenschaft
Beiträge: 2643 Registriert: 17.12.2000 CREO - OSD - OSM HP XW4400 - XW4600 Dell Inspiron 17E NVIDIA QUADRO FX1500 NVIDIA Quadro FX1800 HP Mini 210 2002sg WIN 7 Ultimate 32/64
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erstellt am: 02. Aug. 2007 15:06 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für neo14515x
Hallo Neo, wenn Du nur ein Musterteil zur Verfügung benötigst was Du nur zum Verzeigen brauchst, dann lass Dir doch ein Prototypenteil erstellen. Es gibt wiederum 2 Möglichkeiten, entweder durch das 3D-Printing Verfahren, oder aber über Rapid Prototyping Verfahren. Bei der ersten Version ist es wirklich nur ein Anschauungsmodell, währen durch das Rapid Prototyping Du Dir eine Vacuumform erstellen lassen kannst, wo Du dann das Material verspritzen kannst, was Du brauchst. Denn wenn Du ein Teil fräsen willst, dann hast Du auch wenn es über eine CNC Maschine läuft doch hohe Personalkosten zuverzeichnen. Lass Dir das mal durch den Kopf gehen. Gruß Gerhard ------------------ Das Rentnerleben hat auch so seine Tücken! Hund Gassi führen, danach ist der Haushalt dran. Und ab und zu mal an den Rechner! :-) Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
daniu Mitglied Mechanik-Entwickler
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erstellt am: 31. Aug. 2007 15:38 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für neo14515x
Hi! Da hätte ich grad mal noch ne Frage: Kann man in so ner Vacuumform wirklich das Originalmaterial verspritzen? Also wir lassen das immer in was ähnlichem machen, aber bei uns geht es auch i. a. um die Form und das Aussehen, nicht um irgendeine Funktion (wie jetzt z. B. bei einem Schnapphaken oder so ...) Gruß Daniel Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Gerhard Deeg Ehrenmitglied V.I.P. h.c. i.R. Konstrukteur aus Leidenschaft
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erstellt am: 31. Aug. 2007 17:37 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für neo14515x
Hallo Daniel, es ist natürlich nicht das Original-Material, doch die Werte sind fast ähnlich. Es wird aus dem 3D ein Stereolythographieteil hergestellt was eigentlich sehr zerbrechlich ist. Danach wird dieses Teil mit Silikon umformt und eine Trennebene festgelegt. In einem bestimmten Masterkörper wird dann unter Vacuum der Kunststoff eingespritzt. Der Kunststoff, der hierbei verwendet wird hat schon fast die Werte wie der Original Kunststoff. Das Beste ist, Du sprichst mal mit den Fachleuten. Ich kann Dir nur eine Anregung geben. Gruß aus Berlin Gerhard ------------------ Jeder erfüllte Wunsch ist ein Traum weniger Träume sind die Sonnenstunden der Hoffnung Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
daniu Mitglied Mechanik-Entwickler
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erstellt am: 31. Aug. 2007 18:11 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für neo14515x
Hi! Ja - stimmt, ein bisschen testen tun wir das Material ja schon ... an den Schrauben(domen) Könnte mir aber vorstellen, dass die Eigenschaften im Extremfall doch zu unterschiedlich sind. Aber das sollen die "Experten" sagen, die man ja sowieso braucht, wenn man nicht so ein Stereolithographieteil im Keller stehen hat. Gruß Daniel Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
N.Lesch Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Dipl. Ing.
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erstellt am: 31. Aug. 2007 19:46 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für neo14515x
Bei dieser Vacuum Methode wird PUR ( Polyurethan ) verwendet soweit man mir erzählt hat. Das ist wesentlich dünflüssiger als thermoplastische Kunststoffe. Diese Methode ist für Anschaungsmodelle ganz gut. Ich habe vor langer Zeit Demonstrationsteile aus Gipsformen gesehen, die waren vom Orginal fast nur an den Trennungen zu unterscheiden. Wenn Du stabile Teile brauchst gibt es das Laser-Sintern mit dem orginal Kunststoff. Da ist die Oberfläche aber ziemlich rauh. ------------------ Klaus Solid Edge V 18 SP6 Acad LT 2000 Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |