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Thema: Konstruktionsmethodik Spritzgussteile Exterieur (5282 mal gelesen)
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wolfi_z Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Konstrukteur
Beiträge: 2386 Registriert: 04.12.2004 CATIA V5 in der aktuellen Umgebung des jeweiligem OEM ;-) NX 1953 Daimler
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erstellt am: 12. Jun. 2011 17:29 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Hallo miteinander, Nachdem ich mich in juengster Vergangenheit u. a. mit Gussteilmethodik (fuer Motorenteile, also z.B. Grauguss) beschaeftigt habe, bin ich seit kurzem wieder mit Spritzgussteilen (Kunststoff) zugange, die im Exterieurbereich viel mit Freiformflaechen (also importierter Strak, Offsets dazu, GSD-Konstruktion etc.) zu tun haben. Mir stellt sich hier die Frage nach einer Konstruktionsmethodik in CATIA V5. Speziell fuer designgetriebene Kunststoffteile kenne ich da nichts und habe auch per STFW nichts gefunden. Einiges kann man IMHO aus den bekannten Gussteilmethodiken (ich nenne mal CapeNT von Daimler) uebernehmen. Andere Dinge muss man wohl neu betrachten. Ganz kurz gesagt liegt bei CapeNT zugrunde, dass eine Aussengeometrie konstruiert wird, eine Innengeometrie und eine Fraes- und Bohrbearbeitung. Manche Konstrukteure gehen so weit, dass sie als Aussengeometrie nur einen ausreichend grossen Klotz reinsetzen und dann alle Kavitaeten als Innengeometrien (Kerne) konstruieren und abziehen. Das hat den Vorteil, dass man alle Teile des Werkzeugs sieht und alle eventuellen Probleme in der Werkzeugerstellung bzw. im Gussvorgang analysieren kann. Der Baum des fertigen Teils sieht dann praktisch so aus (* sind Bodies): *Fertigteil __Add_Rohteil __*Rohteil ____Add_Aussengeometrie ______*Aussengeometrie ____Remove_Innengeometrie ______*Innengeometrie __Remove_Bearbeitung __*Bearbeitung ____Add_Fraesen ______*Fraesen ____Add_Bohren ______*Bohren Was fuer Spritzgussteile Exterieur genauso gelten sollte wie fuer Metallgussteile waere IMHO erst mal Folgendes:
- Bodies direkt mit Draft und Verrundungen versehen, erst dann mit Add oder Remove hinzufuegen - Kein Rattenschwanz von Fillets am Ende
- Mehrere Features, die zusammenpassen sollen, sollen niemals aufeinander referenzieren, sondern immer auf ein gemeinsames Elternelement (CapeNT hat hier zum Beispiel sehr genau eine Struktur vorgegeben)
- B-Rep-Zugriffe (Anklicken von Kanten und Flaechen im 3D) vermeiden, besser im Baum selektieren. B-Rep-Zugriffe sind die Dinger, die immer dazu fuehren, dass bei jedem zweiten Update einige 'no longer recognized' Meldungen kommen
Unterschiede ergeben sich IMHO hier:
- Bearbeitung faellt (von nicht im CAD dokumentierten Entgratungsarbeiten vll mal abgesehen) weg.
Das Teil kommt fertig aus der Spritzgussform, auch komplexe Geometrien muessen vom Spritzguss dargestellt werden
- Verbindungen zu anderen Bauteilen werden nicht als Gewindebohrungen, sondern meist ueber Schnapper realisiert
- Der Einfluss der Freiformflaechen kommt hinzu
- Die Erstellung von Einzelkavitaeten (also Fertigteil = Klotz - Kavitaeten) ist genau deshalb IMHO deutlich komplizierter
Fragen ergeben sich fuer mich Folgende:
- Wie geht man mit 'Union Trim' um? Diese Operation bietet sich bei Spritzgussteilen einfach an. Man konstruiert zum Beispiel einen Schnapper erstmal 'per se', mit Durchbruechen, Entformschraegen und Verrundungen, mustert das Ding ggf. und baut es dann mit Union Trim ein, wobei Union Trim zum einen einen Ueberstand des Schnappers, zum anderen das nun ueberfluessige Vollmaterial des Basisbauteils wegschnibbelt.
Die Probleme bei Union Trim sind aber nicht von der Hand zu weisen: Zum einen sind die wegzutrimmenden Flaechen per B-Rep-Zugriff zu definieren, zum anderen kann bei einer Aenderung gern mal eine der wegzutrimmenden Flaechen 'ueberlaufen' (weil die 'Trennmauer' verschwunden ist) und dann hat man das ganze Bauteil ins Nirwana geschossen Andererseits wird es definitiv deutlich schwieriger, wenn man versucht, solch ein Kunststoffteil nur ueber Add und Remove darzustellen. Aktuell versuche ich das gerade bei einem recht kleinen Teil einmal durchzuziehen, nur Add_Aussen und Remove_Innen, aber das wird schon ganz schoen kompliziert ...
- Trim beschaeftigt mich auch im GSD-Bereich. Ein Kollege sagte mir juengst, er faende das besser, anstelle einer langen Abfolge von Trims lauter einzelne kleine Splitflaechen zu erstellen, und diese dann in einem Join zusammenzufassen. Das halte ich zumindest mal fuer nachdenkenswert.
Die Historie einer einzelnen Teilflaeche vereinfacht sich dadurch auf jeden Fall, da sie nur noch aus 'Flaeche gross machen' (also Untrim und/oder Extrapol) - Split - Join besteht und nicht aus der o. g. Abfolge von Trims
Die Praxis sieht natuerlich bis dato so aus: Jeder macht wie er denkt, und ich sehe viele Strukturbaeume, die mir persoenlich ueberhaupt nicht gefallen ('meterlange Huehnerleitern' ). Vielleicht hat sich ja schon mal jemand aehnliche Gedanken darueber gemacht und mag was dazu schreiben - Wuerde mich jedenfalls sehr freuen. LG ... Wolfi ------------------ Mit V6 werden wir Windraeder konstruieren. Automotive laeuft mit V5 aus Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
wolfi_z Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Konstrukteur
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erstellt am: 30. Jun. 2011 10:51 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Ist das Thema nicht interessant oder zu abgefahren oder zu complicated oder ist einfach nur der Beitrag zu lang LG ... Wolfi ------------------ Mit V6 werden wir Windraeder konstruieren. Automotive laeuft mit V5 aus Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Rubino Mitglied Werkzeugmacher, staatl. gepr. Techniker, Bachelor of Engineering
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erstellt am: 07. Jul. 2011 21:19 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für wolfi_z
Das hört sich doch schon schwer nach guten Konstruktionen an. Ich Konstruiere definitiv auch immer einen Vollkörper und dann die Innenbereiche, abziehen fertig. Jeder Bereich in einen separaten Body, welcher nur die Informationen des jeweiligen Bereichs hat (Drafts, Verrudungen, Fasen, usw.) Alle Bereiche sollten von einem Skelett abhängen, damit sich alles fix Ändern lässt und der Strukturbaum klein und sortiert bleibt. Diese Themen gab es schon öfters, aber ich denke es hängt auch vieles von der Komplexität des jeweiligen Bauteils ab..... Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
wolfi_z Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Konstrukteur
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erstellt am: 13. Jul. 2011 09:30 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Hi Rubino, Danke fuer den Beitrag - Ich hatte schon das Gefuehl 'I schwaetz mit der Waend' Ueber Suche habe ich leider nicht so recht was gefunden in dieser Richtung. Und, vor allen Dingen ist eben mein Eindruck, dass die Methodiken einfach mehr / zu sehr in Richtung des Metallgusses gehen und auf den Kunststoffspritzguss nicht 1:1 uebertragbar sind. LG ... Wolfi ------------------ Mit V6 werden wir Windraeder konstruieren. Automotive laeuft mit V5 aus Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
wolfi_z Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Konstrukteur
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erstellt am: 30. Jul. 2011 11:22 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Eine Sache muss ich kurz mal erwaehnen, die -sehe ich immer wieder- methodisch nicht so schoen abzuarbeiten ist, wie ich das gerne haette. Also, 'Wunsch', gemaess 'sauberer Methodik': Alle Fillets (Drafts sowieso, weil grundsaetzlich vor Fillet anzuwenden) befinden sich im Teilbody, und nach dem Einbau desselben mit Add oder Remove werden nur noch die dabei neu entstehenden Kanten verrundet. Hier kriege ich in der Praxis gelegentlich das Problem, dass dann die Zusammenbauradien teils zu weit laufen. Also zum Beispiel laeuft ein Aussenradius (groesser) um eine Kante rum und wird dann zum Innenradius, der ja entsprechend kleiner sein muesste. Manchmal kann man es mit Propagation Type = Minimal loesen, manchmal hilft das aber nichts, weil der Radius keine Wand findet, in die er stumpf hinein-, bzw. keine Luft, in die er hinauslaufen kann. Also hilft nur Verrundungsreihenfolge aendern, und das wiederum heisst Radien aus den Einzelbodies herausnehmen und erst im ZSB erledigen. Das fuehrt dann aber zum haesslichen Filletrattenschwanz, der (bei mir zumindest) als das Markenzeichen einer hingeschlampten Konstruktion gilt. Da klappt man einen Baum auf und der ist dann drei meter fuenfzig lang .. Dann denk ich immer nur noch Hat da jemand eine Meinung dazu? Oder noch besser ne gute Idee wie man damit umgeht LG ... Wolfi ------------------ Mit V6 werden wir Windraeder konstruieren. Automotive laeuft mit V5 aus Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
thomasacro Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Ingenieur Anwendungsberater
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erstellt am: 30. Jul. 2011 12:00 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für wolfi_z
Hi Wolfi. Du kannst ja auch mit variablen Radien arbeiten.Im Bereich des Übergangs Innen- zu Aussenradius machst du dann den Radiuswechsel. Trotzdem würde ich es -wie du -als geschickter ansehen, die Radiusreihenfolge zu überdenken. ------------------ gruß, Tom Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
wolfi_z Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Konstrukteur
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erstellt am: 30. Jul. 2011 13:45 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Hi Tom, Teilweise hab ich es auch damit schon probiert (oder auch Limiting Elements) ... aber die Situation ist einfach nicht dementsprechend. Ich habe Kante 'X', die bekommt (sagen wir jetzt mal) einen Innenradius 0.5mm, und Kante 'Y' sollte eigentlich einen Aussenradius (das waere also z.B. 2.5mm, bei 2mm Wandstaerke) bekommen. Einen Uebergang sollte es eigentlich gar nicht geben. Also die Verrundung der Kante, die die fragliche Verrundung dazu bringt, weiter zu laufen als sie soll, aus dem Einzelbody rausnehmen, und erst im Zusammenbau verrunden. Dann bekommt man einen langen Baum, sieht sch....lecht aus und ist beim Update lahm wie Sau Ich erleb das ja, wenn ich mit entsprechenden Modellen weiterarbeiten muss ... erstes Update = Kaffee aufsetzen, zweites Update = Kaffeemaschine putzen, drittes Update = Spuelmaschine ausleeren, viertes Update = aufs Clo gehen, ab fuenftem Update (bzw. falls die ersten drei Jobs schon wer anders erledigt hat, dann schon eher ) macht man irgendwas offtopicmaessiges und die KollegInnen fragen einen was man denn den ganzen Tag ueberhaupt schafft LG ... Wolfi ------------------ Mit V6 werden wir Windraeder konstruieren. Automotive laeuft mit V5 aus Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Vespafahrer Mitglied Konstrukteur
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erstellt am: 30. Jul. 2011 18:50 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für wolfi_z
Servus, da wirst du nicht drum rum kommen! Ich versuche auch immer die Verrundungen in dem entsprechenden Body zu erstellen. Nur geht das nicht immer! Gerade bei deinem Beispiel wird das so gut wie unmöglich die Radien im passenden Body unterzubringen. Hatte erst vor kurzem so einen Fall. Hab mir bei der Verrundung fast einen abgebrochen... Am Ende kam was raus was nicht unbedingt schön ist. Soll sich doch der Werkzeugbauer damit rumärgern . Auch gerade bei Radien von 0,5mm kann der Werkzeugbauer doch machen was er will. Die unterliegen ja nicht mal der Allgemeintoleranz. Die fängt erst >0,5mm an. Gruß Daniel Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Felsen Mitglied Formenbau
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erstellt am: 01. Aug. 2011 14:27 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für wolfi_z
Zitat: Original erstellt von Vespafahrer: .... Soll sich doch der Werkzeugbauer damit rumärgern .
Danke, danke, das is es genau, womit wir dann immer zu kämpfen haben. Verrundet wird bis es nicht mehr geht/ ich keinen Spass mehr habe / das Budget aufgebraucht ist. ------------------ Bitte beachten: Das Problem liegt in den meisten Fällen zwischen Tastatur und Rückenlehne! ;-)) Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Vespafahrer Mitglied Konstrukteur
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erstellt am: 01. Aug. 2011 19:28 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für wolfi_z
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wolfi_z Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Konstrukteur
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erstellt am: 02. Aug. 2011 12:39 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Um das Thema mal ernsthaft aufzugreifen: Verrundet wird, bis nur noch die Werkzeugtrennungen als scharfe Kanten uebrigbleiben. Das entspricht der Realitaet, dass naemlich keine wirklich scharfen Kanten innerhalb einer Kavitaet existieren (und seien es Fuzzelradien der Kategorie 0.2 mm oder 0.1 mm). Ausserdem ermoeglicht mir das, die Werkzeugtrennungen leicht im CAD-Modell darzustellen. Ich brauche naemlich nur noch einen Extract irgendeiner Koerperflaeche, Tangency Propagation, und ich erhalte die Gesamtflaeche, die durch eine bestimmte Kavitaet gebildet wird. Deren Boundary wiederum ist dann die Werkzeugtrennung LG ... Wolfi ------------------ Mit V6 werden wir Windraeder konstruieren. Automotive laeuft mit V5 aus Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
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